Rot, saftig, süß – so lieben wir Erdbeeren. Jetzt in der Saison können wir auch endlich ohne Reue genießen, oder? An Pestizide denken wir bei Erdbeeren wohl kaum. Deshalb habe ich hier zusammengefasst, wo die Erdbeeren aus dem Supermarkt eigentlich herkommen, warum gerade bei Erdbeeren Bio so wichtig ist und was du über Erdbeerfelder wissen solltest.
Die Obstregale sind voll mit dem heimischem Sommerobst. Und immerhin: Der überwiegende Anteil davon kommt aus Deutschland. Allerdings werden trotzdem jährlich über 100.000 Tonnen aus dem nahen und fernen Ausland importiert. Die meisten Import-Erdbeeren stammen aus Spanien. Teilweise kommen die Früchte auch aus Italien, den Niederlanden oder Nordafrika.
Erdbeeren – das dreckigste Obst der Welt?
Erdbeeren sind grundsätzlich enorm empfindlich. Im Anbau sind sie allgemein sehr pflegebedürftig und erfordern viel Handarbeit. Außerdem verderben sie recht schnell nach der Ernte. Deshalb kommen bei konventionellen Erdbeeren sehr große Mengen an chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln zum Einsatz. Nur so kann der Ertrag hoch und der Preis möglichst niedrig gehalten werden. Auf dem amerikanischen Markt gelten laut Enviromental Working Group (EWG) Erdbeeren sogar als das am stärksten belastete Obst und Gemüse. Sie stehen somit auch 2021 wieder auf Platz 1 der sogenannten »Dirty Dozent« – einer Liste mit zwölf Obst- und Gemüsesorten, die im Anbau am meisten gespritzt werden.
So mit Pestiziden belastet sind Erdbeeren in Deutschland
Dieses Ranking lässt sich grundsätzlich nicht 1:1 auf Deutschland übertragen. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) untersucht jährlich Erdbeeren auf Pestizide. 2019 wiesen 79 von 85 Proben Rückstände auf. In 88% der Fälle konnte das Institut Mehrfachrückstände verschiedener Pestizide nachweisen — davon teilweise bis zu 15 Wirkstoffe in eine Probe. Damit zählen Erdbeeren zu den stärker belasteten Früchten.
Dieses Bild bestätigen auch Ergebnisse von Öko Test. Im Mai 2018 wurden Erdbeeren aus 10 großen Supermärkten und Discountern unter die Lupe genommen. Von 30 Proben wurden in 27 Rückstände von Spritzmitteln gefunden. Nicht besser steht es auch um verarbeitete Produkte aus Erdbeeren. Im April 2020 konnte Öko Test in 13 von 20 getesteten Erdbeermarmeladen sowie ‑konfitüren Pestizide nachweisen.
Auch wenn die Höchstgrenzen für Pestizidrückstände in der Regel nicht überschritten werden, landen alle Mittel in der vollen Dosis in der Natur und beeinflussen die Artenvielfalt. Was unsere Gesundheit angeht, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einem Monitoring ein gesundheitliches Risiko für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln praktisch ausschließen können. Nicht abschließend bewerten kann das BfR bisher das Risiko von Mehrfachrückständen.
Warum auch Erdbeerfelder nur bedingt zu empfehlen sind
Erdbeeren zum selber Pflücken scheinen eine bessere Alternative zur Schale aus dem Supermarkt zu sein. Nun, wer zum Erdbeerfeld vor Ort fährt, spart natürlich Transportwege ein und unterstützt die lokalen Anbieter*innen. Allerdings werden auch diese Felder meist gespritzt – sofern sie nicht explizit als biologisch gekennzeichnet sind.
Außerdem kommt hinzu, dass die Felder meist an viel befahrenen Straßen liegen. Laut Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) können die Erdbeeren so zusätzlich mit Abgasen, Reifenverschleiß und Fahrbahnabrieb in Berührung kommen. Expert*innen sehen vor allem Fahrbahnabflüsse sehr kritisch. Dadurch können Schwermetalle auf die Felder und somit die Erdbeeren gelangen. Das BZfE legt daher nahe, beim Selberpflücken von Erdbeeren Standorte direkt an einer Straße zu vermeiden.
Tipp: Pflücke Erdbeeren immer mit Kappe und Stielansatz. So sind sie weniger anfällig für Schimmel und bleiben länger frisch!
Erdbeeren am besten regional und bio kaufen
Meine Empfehlung ist, soweit möglich regionale Erdbeeren aus ökologischem Anbau zu kaufen. Das empfiehlt auch das Bundeszentrum für Ernährung sowie die Verbraucherzentrale Bayern. Beim biologischen Anbau wird auf chemisch-synthetische Pestizide verzichtet. Dadurch steigt natürlich das Pensum an Handarbeit und die Erträge fallen teilweise niedriger aus. Da biologische Erdbeeren nicht mineralisch gedüngt werden, sind die Früchte kleiner. Dafür meist aromatischer. Regionale Bio Erdbeeren sind deshalb entsprechend teurer – eine 500g Schale kostet ca. 4,99 € bis 6,99 €.
Kaufe also lieber weniger Erdbeeren und genieße dafür bewusster! Vielleicht kannst du dir auch eigenen Erdbeerpflanzen für deinen Garten oder Balkon besorgen. Du wirst den Unterschied auf jeden Fall schmecken, versprochen!
Du bist aktuell voll im Erdbeerfieber? Dann wird dir dieses Erdbeer-Rhabarber Tiramisu bestimmt schmecken — egal ob mit Rhabarber oder nur mit Erdbeeren!
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