20. April 2022

Fair enough? Fairer Handel neu gedacht

Schokolade, Kaffee, Bananen: Wenn dann bitte fair! So lautet auch meine Devise. Aber reicht das? Wie gebana fairen Handel ganz neu definiert [Anzeige]

Verena Hirsch
Verena Hirsch

Es ist doch verrückt, dass wir über fairen Handel sprechen (müssen). Es ist doch verrückt, dass unge­rech­te Arbeits­be­din­gun­gen zur Norm geworden sind. Ja, das ist verrückt. Ich stelle mir gerade vor, faire Geschäfts­be­zie­hun­gen wären weltweit der Standard und unfairer Handel müsste gekenn­zeich­net werden.

Schön wär’s. Doch leider leben wir in einer anderen Realität.

Der Welt­han­del ist ungerecht

Wir leben in einer Welt, in der nach Macht gestrebt wird. Auch wenn es um die Erzeu­gung unserer Lebens­mit­tel geht. Die Mäch­ti­gen drücken die Preise und die Schwa­chen ziehen den Kürzeren. Das sind meist die, die am Anfang der Lie­fer­ket­te stehen: Kaffeebäuer:innen, Arbeiter:innen auf Kakao­plan­ta­gen oder Orangenfarmer:innen. Während nur Wenige vom wach­sen­den globalen Reichtum pro­fi­tie­ren, ist es für andere fast unmög­lich, ihre Lebens­kos­ten zu decken, geschwei­ge denn die Lebens­um­stän­de zu verbessern.

Das Problem, dass die­je­ni­gen, die unsere Lebens­mit­tel pro­du­zie­ren, am wenigs­ten daran ver­die­nen, betrifft natür­lich auch Landwirt:innen in Deutschland.

Kakao trocknen - Copyright gebana© gebana

Was ist fairer Handel?

Der Faire Handel zielt darauf ab, das schwächs­te Glied der (Liefer-)Kette zu schützen und ver­spricht zumin­dest laut Defi­ni­ti­on Mög­lich­kei­ten die indi­vi­du­el­len Poten­zia­le zu ent­fal­ten. Die inter­na­tio­na­len Dach­or­ga­ni­sa­tio­nen für fairen Handel FLO/IFAT/NEWS/EFTA  defi­nie­ren ihn so:

“Der Faire Handel ist eine Han­dels­part­ner­schaft, die auf Dialog, Trans­pa­renz und Respekt beruht und nach mehr Gerech­tig­keit im inter­na­tio­na­len Handel strebt. Durch bessere Han­dels­be­din­gun­gen und die Siche­rung sozialer Rechte für benach­tei­lig­te Produzent*innen und Arbeiter*innen – ins­be­son­de­re in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung. Fair-Handels-Orga­ni­sa­tio­nen enga­gie­ren sich (gemein­sam mit Verbraucher*innen) für die Unter­stüt­zung der Produzent*innen, die Bewusst­seins­bil­dung sowie die Kam­pa­gnen­ar­beit zur Ver­än­de­rung der Regeln und der Praxis des kon­ven­tio­nel­len Welthandels.”

Das Problem beim fairen Handel

So viel zur Theorie. Doch wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Viele Groß­un­ter­neh­men und Konzerne sehen in einem fairen Sor­ti­ment eine höhere Marge und damit die Mög­lich­keit ihren Profit zu maxi­mie­ren. Sie reizen die Fair­trade-Stan­dards bis auf’s letzte Minimum aus. Doch selbst wenn sie den Standard ein­hal­ten, zerstört ihr rein pro­fit­ge­trie­be­nes Ver­hal­ten als Händler und ihre Unter­neh­mens­po­li­tik ins­ge­samt nach­hal­ti­ge und faire Wert­schöp­fungs­ket­ten, anstatt solche auf­zu­bau­en. Das hat nichts mit dem ursprüng­li­chen Ent­wick­lungs­an­satz des fairen Handels zu tun.

Nur weil fair drauf­steht, ist kein faires Produkt drin. Nur weil nach­hal­tig auf das Etikett gedruckt wurde, ist es kein nach­hal­ti­ges Produkt.

Was wir uns vor Augen führen müssen: Die Begriffe “fair” oder “nach­hal­tig” sind zum Einem nicht gesetz­lich geschützt. Zum Anderen wird allein durch die Pro­duk­ti­on von “fairen” Pro­duk­ten die Welt nicht auto­ma­tisch gerechter.

Manog trocknen© gebana

Was mir wichtig ist: Das soll nicht heißen, dass “fair” beti­tel­te Produkte schlecht sind. Ganz im Gegen­teil. Sie sind fairer als nicht faire Produkte und es ist wichtig, dass es sie gibt. Nur tragen sie in der Gesamt­heit nicht immer zu einer wirk­li­chen, nach­hal­ti­gen Ver­än­de­rung bei.

Aus diesen Gründen betitelt gebana ihre Produkte nicht mehr explizit als fair. Sie wollen einen neuen Standard, ein neues System schaffen. Und nicht weiter ein viel­leicht besserer Teil des vor­herr­schen­den Han­dels­sys­tems sein.

gebana: Changing the rules

“Warum kostet ein Kilo Bananen weniger als ein Kilo Schwei­zer Äpfel?” Mit dieser Frage setzten 1973 eine Gruppe Schwei­zer Frauen den Grund­stein für die “Arbeits­ge­mein­schaft GErech­ter BANA­nen­han­del”, kurz gebana. Im Laufe der letzten 40 Jahre ent­wi­ckel­te sich aus dem Enga­ge­ment für einen fairen Bana­nen­han­del ein Unter­neh­men, dass die Regeln des Handels nach­hal­tig ändert.

Für gebana ist Fairness und Nach­hal­tig­keit ein Prozess, der nie abge­schlos­sen ist. Ursula Brunner, Bana­nen­frau der ersten Stunde, sagte einst: “Es gibt kein faires Produkt, fairer Handel ist ein Prozess”. Und so sieht es auch gebana: Zu behaup­ten, ein Produkt sei fair, so wie es ist, bedeute Still­stand. Und genau diesen will gebana nicht.

gebana enga­giert sich weit mehr als nur für Bio- und Fair­trade-Zer­ti­fi­zie­run­gen. Sie betrach­ten die gesamte Wert­schöp­fungs­ket­te und denken über Zer­ti­fi­zie­run­gen hinaus. Nur so lässt sich schritt­wei­se das nach­hal­tigs­te Produkt ent­wi­ckeln. Ein Prozess, der nie aufhört.

Cashew
© gebana

Direkter Handel: Weltweit ab Hof

Was gebana grund­sätz­lich anders macht, nennt sich Crowd-Order-Prinzip. Der Grund­ge­dan­ke von Crowd-Ordering ist ähnlich wie beim Crowf­ar­ming: Kund:innen im Globalen Norden rücken mit Bauern und Bäue­rin­nen im Globalen Süden näher zusammen. Crowdf­ar­ming garan­tiert eine feste Abnahme und vor­fi­nan­ziert die Ernte dank der Unter­stüt­zen­den. Auch gebana löst Probleme mit der Crowd: Für frische Produkte sammeln sie die Vor­be­stel­lun­gen bis zum geschätz­ten Ern­te­zeit­punkt und ver­sen­den anschlie­ßend in Groß­pa­ckun­gen direkt an Kund:innen in Europa. So habe ich jetzt schon einige Male köst­li­che #Ech­te­Oran­gen erhalten.

Das Prinzip erinnert an die soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft, nur dass es eben nicht regional begrenzt ist. In beiden Fällen werden viele Zwi­schen­sta­tio­nen aus­ge­las­sen und unnö­ti­ges Umpacken ver­mie­den. So sind die Abnah­me­men­gen größer als gewöhn­lich — die Früchte dafür frischer. Dadurch entsteht eine direkte und lang­fris­ti­ge Bezie­hung zu Bau­ern­fa­mi­li­en. Außerdem bildet sich durch die Ver­ar­bei­tung eine Wirt­schaft vor Ort: lokale Wertschöpfung!

Mit diesem Prinzip möchte gebana die Macht­ver­hält­nis­se ver­än­dern und Landwirt:innen ermög­li­chen, ihre Zukunft mit­zu­ge­stal­ten und ganz nebenbei den Handel neu zu definieren.

Orangen saisonal genießen mit einer Crow-Order: 13kg Kiste mit Bio-Orangen

gebana teilt Umsatz, Gewinn und Macht

Grund­sätz­lich erhalten Bau­ern­fa­mi­li­en im fairen Handel einen Min­dest­preis und ihre Koope­ra­ti­ven eine Prämie pro Kilo­gramm Rohware. Danach ent­schei­den Impor­teu­re, Ver­ar­bei­ter und Super­märk­te über die Preis­ge­stal­tung und schlagen auf jeder Stufe ihre  Marge drauf.

Am Ende sind die Preise der fairen Produkte hoch. Doch das Wenigste davon kommt bei den Bauern und Bäue­rin­nen an. Das beruht  nicht unbe­dingt auf Bös­wil­lig­keit der Akteure, sondern auf dem Aufbau des vor­herr­schen­den Handelssystems.

Genau das möchte gebana ändern und tut es auch. Die Bau­ern­fa­mi­li­en erhalten von gebana deshalb einen Teil des Preises, den die Kund:innen für das End­pro­dukt bezahlen. So werden Landwirt:innen, gebana und Kund:innen zu einem Dream-Team. Dieser Ansatz ist viel effi­zi­en­ter und fairer, als auf jeder Stufe der Wert­schöp­fungs­ket­te eine mög­lichst hohe Marge zu generieren.

Cashew verarbeiten

© gebana

Gebana macht Schluss mit “fair”

Für gebana ist Fairness und Nach­hal­tig­keit ein Prozess, der nie abge­schlos­sen ist. Ursula Brunner, Bana­nen­frau der ersten Stunde, sagte einst: “Es gibt kein faires Produkt, fairer Handel ist ein Prozess”. Und so sieht es auch gebana: Zu behaup­ten, ein Produkt sei fair, so wie es ist, bedeute Still­stand. Und genau diesen will gebana nicht.

Nur weil fair drauf steht, ist es kein faires Produkt. Nur weil nach­hal­tig auf das Etikett gedruckt wurde, ist es kein nach­hal­ti­ges Produkt.

Was wir uns vor Augen führen müssen: Die Begriffe “fair” oder “nach­hal­tig” sind zum Einem nicht gesetz­lich geschützt. Zum Anderen wird allein durch die Pro­duk­ti­on von “fairen” Pro­duk­ten wird die Welt nicht auto­ma­tisch gerechter.

 

zKakao verabeiten

© gebana

Mein Fazit

Chapeau! Ich bewun­de­re das Enga­ge­ment von gebana und bin mehr als über­zeugt von ihrer Arbeit. Abge­se­hen davon ist meine gesamte Familie süchtig nach den #Ech­ten­Oran­gen. Der Artikel hat mich sehr nach­denk­lich gemacht und darin bestä­tigt, dass wir einfach in so vielen falschen und über­wie­gend unge­rech­ten Systemen fest­ste­cken. Diese machen es wirklich schwer, etwas nach­hal­tig zu ver­än­dern. Aber eben nicht unmöglich.

 

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