Dass wir in Deutschland zu viel Nitrat im Grundwasser haben, ist bekannt. Die Politik scheitert bislang an effektiven Verbesserungen, wodurch sauberes Wasser für alle teurer werden könnte. Doch die eigentliche Lösung hat die biologische Landwirtschaft schon längst parat.
Zu viel Nitrat im Grundwasser: Die Politik vor einem Problem
Was Nitrat im Wasser angeht, hat Deutschland die Nase ziemlich weit vorn. Nur Malta ist im europäischen Vergleich noch stärker mit Nitrat belastet. Aufgrund der hohen Nitratwerte im Grundwasser hat die EU-Kommission die Bundesregierung 2016 verklagt. Deutschland verstößt damit nämlich gegen die EU-Nitratrichtlinie, die maximal 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser zulässt.
Seit 2017 versucht die Politik stetig mit strengeren Düngeverordnungen das Problem zu lösen. Bisher mit keinem zufrieden stellenden Erfolg. Gelingt dies nicht, droht Deutschland ein Bußgeld von rund 850.000 Euro täglich. Doch auch wir alle könnten für Wasser bald mehr zahlen. Für die örtlichen Wasserversorger wird die Säuberung und Filtration nämlich immer aufwändiger.
Nitrate sind chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. Sie sind wichtige Nährstoffe für Pflanzen. Was diese nicht aufnehmen können gelangt über den Boden ins Grundwasser. Im menschlichen Körper kann Nitrat zu Nitrit umgebaut werden, das zu Durchblutungsstörungen führt und im Verdacht steht, krebserregend zu sein.

Wie kommt Nitrat ins Grundwasser?
Damit Pflanzen wachsen, benötigen sie Nährstoffe. Dazu gehört auch Stickstoff. Dieser wird in verschiedenen Formen auf die Felder ausgebracht:
- Gülle oder Mist aus Tierhaltung
- künstlich hergestellter Mineraldünger
- Gärsubstrate aus Biogasanlagen
- Humus aus Gründüngung
Doch wie so oft ist etwas in Maßen gut, aber im Übermaß schädlich. So ähnlich ist es mit Stickstoff. Denn was die Pflanzen nicht aufnehmen können, gelangt in den Boden. Dort wird er von Mikroorganismen zu Nitrat umgewandelt, das dann bei Regen ins Grundwasser sickert.
Die Landwirtschaft gilt durch die Massentierhaltung als Hauptverursacher der hohen Nitratwerte. Die Gülle der großen Ställen muss schließlich auch irgendwo ausgebracht werden. Außerdem verwendet die konventionelle Landwirtshaft zusätzlich mineralische Kunstdünger, um das Pflanzenwachstum zu fördern. Aber auch in diversen Abgasen sowie Abwässern fällt Stickstoff an.
Deutlich weniger Nitrat im Wasser durch ökologische Landwirtschaft
Im Ökolandbau kommt grundsätzlich viel weniger Stickstoff zum Einsatz. Da in der Bio Landwirtschaft keine künstlichen Düngemittel zum Einsatz kommen, fällt hier schon mal eine Nitrat-Quelle weg. Außerdem gilt nach der EU-Öko-Verordnung das Prinzip der Flächenbindung.
Das heißt, dass ein Hof nur so viele Tiere halten darf, wie er sogenannte Dungeinheiten zur Verfügung hat. Eine Dungeinheit entspricht dem Tierbestand, der jährlich nicht mehr als 80kg Stickstoff bzw. 70kg Phosphor an Exkrementen absetzt. 1,4 Dungeinheiten entsprechen einer Fläche von einem Hektar.
Viele Studien zeigen„ dass auf ökologisch genutzten Acker- und Grünlandflächen durchschnittlich nur halb so viel Stickstoff ausgewaschen wird wie bei konventioneller Bewirtschaftung. Aber auch im Öko-Landbau besteht ein Risiko, dass zu viel Stickstoff ausgewaschen wird. Dies kann verhindert werden, indem nicht zu viele Exkremente ausgebracht werden oder der Boden ganzjährig bedeckt ist.

Auch Pestizide und Antibiotika haben im Wasser nichts zu suchen
Neben Nitrat im Wasser steht der Ökolandbau auch bei Pestizid- sowie Antibiotika-Rückständen deutlich besser da. Die biologische Landwirtschaft verzichtet nämlich auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Antibiotika kommt in der Bio-Tierhaltung nur in Ausnahmefällen und geringen Mengen zum Einsatz. Beides sind ebenfalls Problemstoffe, die die Trinkwasseraufbereitung zusätzlich erschweren.
Das Herbizid Atrazin ist seit fast 30 Jahren verboten. Es ist sehr schwer abbaubar und wird bis heute immer noch im Grundwasser nachgewiesen.
Mehr Bio-Felder, mehr sauberes Wasser
Diesen Bio-Vorteil machen sich bereits lokale Wasserversorger zu Nutze. Sie fördern die biologische Bewirtschaftung der Felder im Einzugsgebiets ihrer Wassergewinnung. Dadurch sind sowohl bei den Münchner Stadtwerken, als auch beim Wasserwerk Cunitz vor Leipzig die Nitratwerte und somit der Säuberungsaufwand des Grundwasser deutlich gesunken.
Das Grundwasser liefert in Deutschland etwa 75 Prozent unseres Trinkwassers. Nitrat, Phosphat und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln sowie Arzneimitteln belasten das Grundwasser und damit unser Trinkwasser. Indem wir Bio Lebensmittel kaufen, kann auch jede/r einzelne einen Beitrag zu sauberem Wasser leisten.

Wasser und Klimaschutz – Weltwassertag 2020
Jedes Jahr steht am 22. März das Wasser weltweit im Fokus. „Wasser und Klimaschutz“ lautet dieses Jahr das Motto des Weltwassertags. Durch den Klimawandel werden Wasserknappheit und ‑verschmutzung immer mehr zum Problem. Mehr zu diesem Thema und ob uns bald das Wasser ausgehen könnte, kannst du in meinem Beitrag Wasserknappheit: Wo ist bei Wasser eigentlich das Problem? lesen.
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