In den Medien war das Thema Lebensmittelverschwendung vergangenes Jahr so präsent wie nie zuvor. Endlich scheint die Problematik des verschwenderischen Umgangs mit unserer Nahrung auch in der breiten Masse anzukommen. Doch wo liegt eigentlich das Problem? Diese drei Ursachen für Lebensmittelverschwendung zeigen, was die Gründe sind und wo wir unsere Gewohnheiten unbedingt ändern müssen.
Was wir wertschätzen, werfen wir nicht weg
In meinem Artikel über die Wertschätzung von Lebensmitteln habe ich bereits aufgegriffen, wie sich unsere Wegwerf-Mentalität auf den Umgang mit Essen auswirkt. Kaufen und Wegwerfen. Ein Gegensatz, der im Bezug auf Lebensmittel absurderweise zu einem Zusammenhang geworden ist. Darüber hinaus sind es doch wortwörtlich unsere Mittel zum Leben. Genau die werfen wir täglich und ohne mit der Wimper zu zucken weg.
Was sind die Ursachen für Lebensmittelverschwendung?
So stehen wir aktuell vor dem Problem von jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittelabfällen in Deutschland. Um dieses zu lösen, müssen wir uns zunächst über die Gründe für Lebensmittelverschwendung im Klaren sein. Wo sind die entscheidenden Stellschrauben, an denen wir drehen können? Und wer sind die VerursacherInnen?
Die 3 entscheidenden Ursachen für Lebensmittelverschwendung
Also alles der Reihe nach. Bis das fertige Essen auf dem Teller liegt, muss es erstmal die gesamte Wertschöpfungskette passieren. Vom Anbau über die Ernte bis hin in unsere Küche ist es oft ein langer Weg. Hier gibt es viele Ursachen, warum Nahrungsmittel die Kette verlassen und in der Tonne landen. Neben den Verlusten während des Anbaus und der Ernte sind folgende Gründe die Hauptursachen für Lebensmittelverschwendung.
Bei der Weiterverarbeitung entstehen Prozessverluste
Prozessverluste
Das sind die Nahrungsmittel, die bei der Weiterverarbeitung von pflanzlichen sowie tierischen Rohstoffen verloren gehen. Dazu zählen beispielsweise die Herstellung von Konserven, das Mahlen von Getreide oder die Weiterverarbeitung von Fleisch zu Wurst.
Prozessverluste sind die drittgrößte Ursache für Lebensmittelverschwendung in Deutschland. Je nach Art von Nahrungsmitteln gehen in diesem Verarbeitungsstadium etwa 4 bis 7% des ursprünglichen Rohmaterials verloren. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Nahrungsmittel beim Transport beschädigt oder falsch gelagert werden. Weitere Gründe können technische Störungen im Betriebsablauf oder Verluste beim Verpacken sein. Bei der Produktion stark verarbeiteter Lebensmittel, wie Stärke, Kartoffeln und Mehl, fallen besonders hohe Prozessverluste an. Darum bleiben leider viele Kartoffeln, Zuckerrüben und Getreide auf der Strecke.
Verteilungsverluste im Handel und Supermärkten
Auf Platz zwei der Ursachen für Lebensmittelverschwendung landet der Groß- und Einzelhandel. Auf dieser Ebene wird von Verteilungsverlusten gesprochen, die bei der Vermarktung von Nahrungsmitteln entstehen.
Auch hier können Transporte und falsche Lagerung Lebensmittel beschädigen. Darüber hinaus verursachen hier allerdings vielmehr Marketingstrategien und die Erwartungen der KundInnen beachtliche Mengen an Essensabfall. Dazu zählen ein möglichst breites und vielfältiges Angebot sowie eine stetige Verfügbarkeit von Produkten. Der Salat darf kein welkes Blatt haben, Tomaten müssen ganzjährig im Regal liegen und eine Sorte an Haferflocken ist meistens nicht ausreichend. Außerdem sollen die Regale bis kurz vor Ladenschluss stets üppig gefüllt sein. In der Summe entstehen dadurch jährlich 2,6 Millionen Tonnen an Nahrungsmittelabfällen.
Anders als bei den oben erläuterten Prozessverlusten, wären die Verluste im Handel überwiegend vermeidbar – ganze 2,3 Tonnen jährlich. Technische Ursachen spielen im Handel eine eher untergeordnete Rolle. Temperaturstörungen bei der Kühlkette beispielsweise sind sehr geringfügig für die Aussonderung von Lebensmitteln verantwortlich.
Wenn wir also über die ein oder andere kleine braune Stelle an einem Apfel hinwegsehen und die Märkte ihre Quantitäts-Strategie zurückfahren könnten, würden diese Verteilungsverluste erheblich kleiner ausfallen.
Immense Konsumverluste in privaten Haushalten
Das allermeiste Essen landet tatsächlich in privaten Haushalten in der Tonne.
Konsumverluste
Der Definition nach sind Konsumverluste all diese, die beim finalen Konsumenten entstehen. Neben den privaten Haushalten können das auch Restaurants oder Großkantinen sein. Es geht also um die Produkte, die bereits gekauft und zum Verzehr geeignet sind.
Diese Müllmenge entsteht, weil die Einkäufe falsch oder gar nicht geplant werden. Viele wollen möglichst spontan sein und überlassen ihre Mahlzeiten eher dem Zufall. Ein weiterer Grund für die Lebensmittelverschwendung in der heimischen Küche ist die falsche Lagerung von Nahrungsmitteln. Außerdem wird in vielen Fällen das Mindesthaltbarkeitsdatum falsch verstanden.
Jährlich addieren sich alle Konsumverluste auf ca.10,6 Millionen Tonnen. Davon lassen sich 7,2 Millionen Tonnen den privaten Haushalten zuweisen. Davon wären knapp 5 Tonnen allerdings vermeidbar.
Fazit: KleinverbraucherInnen schmeißen am meisten Essen weg
In Puncto Lebensmittelverschwendung müssen wir uns also alle an die eigene Nase fassen. Zwar fallen auch in vorgelagerten Ebenen der Wertschöpfung vermeidbare Lebensmittelabfälle an, jedoch in viel geringeren Mengen. Besonders häufig landen in Haushalten übrigens frisches Obst, Gemüse und Backwaren in der Tonne.
Du möchtest etwas ändern? Super, dann findest du hier viele Tipps, wie du Lebensmittelabfälle vermeiden kannst:
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