Kann ich das noch essen? Ist jenes noch gut? Wie lange hält sich dies denn? Es ist schon über eine Woche abgelaufen, macht das was?
Fragen wie diese bekomme ich nicht gerade selten gestellt. Einerseits freut es mich natürlich, dass sich viele Menschen mehr mit ihren Lebensmitteln auseinander setzen. Andererseits kann ich darauf immer nur folgende Antwort geben: Lebensmittel sind so lange haltbar bis sie schlecht sind.
Wie lange sind Lebensmittel haltbar?
Das ist natürlich nicht die Antwort, die mein:e Gegenüber erwartet hatte – jedoch die einzig ehrliche, die ich geben kann. Könnte ich mittels Ferndiagnose die Genießbarkeit von Lebensmitteln exakt bestimmen, würde ich hier vermutlich nicht mehr schreiben 😉 Aber zurück zur Frage: Woher weiß ich denn, ob ein Lebensmittel denn noch haltbar bzw. gut ist?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)
Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss laut EU-Recht auf allen abgepackten Nahrungsmitteln angegeben werden. Leider wird es von vielen falsch interpretiert. Eigentlich ist es eine Qualitätsgarantie der Hersteller. Diese versuchen sich dadurch vor Beschwerden zu schützen und wählen beispielsweise bei Kühlprodukten teilweise eine kürzere Haltbarkeitsgarantie. Wie lange Lebensmittel wirklich haltbar sind, hängt von vielen, ständig variierenden Faktoren ab. Sodass eine pauschale Angabe einfach nicht möglich ist.
UNTERSCHEIDE DAS VERBRAUCHSDATUM
Vom Mindesthaltbarkeitsdatum zu unterscheiden ist das Verbrauchsdatum. Dieses findet man auf frischem Fleisch und Fisch mit dem Hinweis “zu verbrauchen bis”. Jene Produkte sollten nach diesem Datum nicht mehr verzehrt werden.
Leider wird das MHD bei den meisten Konsument:innen fälschlicherweise als alarmierenden Warnhinweis verstanden. “Mindestens haltbar bis” wird gleichgesetzt mit “Garantiert schädlich ab (oder auch schon einen Tag zuvor)”. Das ist natürlich vollkommender Quatsch – allerdings mit ernsthaften Folgen.
Denn dadurch landen viel zu viele Produkte in der Tonne, obwohl sie noch lange gut wären. So ist auch das Mindesthaltbarkeitsdatum bzw. der Umgang mit diesem ein Grund für jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittelabfällen in Deutschland.
Anstatt uns an fiktive Zahlen oder Vorgaben von außen zu klammern, sollten wir anfangen wieder unseren Sinnen zu vertrauen. Aber warum machen wir das eigentlich nicht (mehr)?
Lebensmittel wertschätzen: Was sich ändern muss
Grundsätzlich sind wir heutzutage ja gar nicht gezwungen, uns mit der Haltbarkeit von Lebensmitteln auseinanderzusetzen. Denn genug zu essen zu haben, ist für uns selbstverständlich. Im Supermarkt sind wir umgeben von einem Überangebot an (günstigen) Nahrungsmitteln. Das lässt uns aber auch den Bezug zu unserem Essen verlieren. Das Kaufen und Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln ist mittlerweile kein schlechter Scherz mehr sondern traurige Realität.
Was wir wertschätzen, schmeißen wir nicht weg
Was hat jetzt Wertschätzung mit unserer Haltbarkeitsfrage zu tun? Sehr viel! Denn was uns etwas wert ist, schmeißen wir nicht einfach weg. Oder würdest du dein Smartphone wegwerfen, nur weil es einen Kratzer hat oder ein neues auf dem Markt ist? Ich denke mal nicht. Also, lasst uns auch unsere Lebensmittel mehr wertschätzen und sie länger haltbar machen. So geht’s:
Haltbarkeit von Lebensmitteln – unser Körper weiß es am besten
Du kannst das MHD natürlich als groben Anhaltspunkt für die Haltbarkeit nehmen. Vergiss allerdings nicht, dass beispielsweise ein Joghurt durch Unterbrechung der Kühlkette auch bereits vor dem Ablauf des MHDs schlecht werden kann. Ich empfehle dir daher besser eigenen Erfahrungswerte als Richtlinie zu nehmen. Aber überfordere dich nicht. Grundsätzlich gilt:
ANSCHAUEN – Sieht das Produkt anders aus als gewohnt? Hat sich die Konsistenz verändert? Sind Verfärbungen oder gar Schimmelsporen erkennbar?
RIECHEN – Ist der Geruch anders als üblich? Riecht es säuerlich oder vergoren?
PROBIEREN – Hier reicht eine ganz kleine Kostprobe, etwa die Spitze eine Teelöffels. Schmeckt es anders als gewohnt?
Kannst du alle Fragen mit nein beantworten, ist das Lebensmittel grundsätzlich ohne Bedenken genießbar. Dieser Test ist vor allem bei Kühlware und selbst gemachtem Essen empfehlenswert. Bei Trockenware wie Salz, Nudeln oder Reis ist ein MHD noch abwegiger. Diese sind meist noch Jahre lang gut bzw. können bei korrekter Lagerung eigentlich gar nicht schlecht werden.
Warum eigentlich so viel Essen im Müll landet, habe ich dir in den Top 3 Ursachen für Lebensmittelverschwendung zusammengefasst.
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